Was passiert mit dem Geld in der Wirtschaftskrise?

  • Es kommt zu einer Inflation

    Stimmen: 18 58,1%
  • Es kommt zu einer Deflation

    Stimmen: 1 3,2%
  • Es bleibt alles so wie es ist

    Stimmen: 12 38,7%

  • Umfrageteilnehmer
    31

baffi

bücherwurm
ID: 268589
L
25 Dezember 2006
18.899
349
Hallo zuammen,

ich hab da mal eine Frage an die Wirtschaftsexperten unter Euch.

Wie ich den Medien entnemen konnte, sollen die verantwortlichen Banken ja nunmehr mit 700 Mrd. Dollar unterstützt werden, weil notleidende Kredite (deren Bewilligung eigentlich doch Unternehmerrisiko sind...?) sonst zum Exodus der Bankenwirtschaft führen würde, was ganz schlimm ist...!

Was geschieht eigentlich mit den Kreditverträgen, wenn diese Finanzspritze tatsächlich realisiert wird. Werden die Kreditnehmer von ihren Verpflichtungen frei? Ich fürchte nein.

Habe aber zu wenig Ahnung vom Ganzen, also klärt mich auf!

Baffi
 
so wie ich die sache verstanden habe soll ein staatseigenes unternehmen mit dieser kohle ausgestattet werden und entsprechende faule kredite von den finanzinsituten übernehmen. das bezieht sich dann wohl auf kredite, die schon länger nicht bedient werden durch die schuldner bzw. solche, bei denen das ausfallrisiko sehr hoch ist.
für die finanzinstitute, die ihre "schrott"-kredite loswerden heißt das, dass sie nicht auf den zahlungsausfällen sitzen bleiben, sondern die aus ihren büchern bekommen. dadurch sinkt ihr risiko und sie können selbst wieder kredite bekommen und in neues geschäft investieren. (die pleite bei den investmentbanken war ja durch den stark gefallenen kurs, also wert der firmen entstanden: da sie nun nix mehr wert waren, waren sie extrem überschuldet und sind nicht mehr an geld heran gekommen).
das neu zu gründende unternehmen übernimmt also die gefahr, dass kredite nicht bedient werden und ausfallen, der steuerzahler springt also dafür ein, dass familie xy ihr haus nicht bezahlen kann.
für den einzelnen kreditnehmer heisst das wohl, dass er weiterhin seine raten bezahlen muss, oder, wenn er insolvent ist, aus der bude fliegt. da dürfte sich also nicht viel ändern.
das einzige was sich ändert ist, dass auf diese weise die banken, hypthekenfinanzierer usw. wieder an geld kommen und ihr geschäft fortführen können. bekommen sie kein neues geld, werden wohl noch einige pleiten folgen, einfach, weil sich die banken untereinander kaum noch geld ausleihen.

aber vielleich hab ichs auch nicht richtig verstanden...
 
aber vielleich hab ichs auch nicht richtig verstanden...

doch hast Du,

hochriskante Kredite für 700 MRd $ von den viele viele Mrd Kredite an Menschen sind die bei normalen Risikomanament niemals einen Kredit hätten bekommen dürfen werden von den Banken übernommen und in die Hände der Steuerzahler gelegt

der Steuerzahler bezahlt jetzt die Fehler der privaten Banken
 
Ich hatte befürchtet, dass ich´s richtig verstanden hatte...:evil:

Der Steuerzahler unter den verschuldeten Hauseigentümern zahlt also doppelt. Für seinen Kredit und dafür, dass sich die Bank "leider" verspekuliert hat. Ist doch Klasse diese Marktwirtschaft (wenn man auf der richtigen Seite steht).

Bin ich der einige, dem übel wird bei solchen Nachrichten?

Baffi
 
Da wird jedem übel bei. Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste.

Dummerweise sieht die Alternative noch düsterer aus...
 
So sinnvoll das Eingreifen des Staates in die Krise ist um so offensichtlicher werden die Versäumnisse.

Das die Spekulationsblase platzen wird ist bei Finanzexperten seit 4 Jahren ein offenes Geheimnis.
Warnungen wurden in den Wind geschlagen.

Was mich betroffen macht ist, dass ein überschaubarer Haufen an Personen die Welt mit ihren Finanzjonglierereien ins Chaos stürzen kann und sie niemand an diesem Treiben hindert.
 
Jetzt hat es mit Washington Mutual die grösste amerikanische Sparkasse erwischt. Ein weiterer Schritt also.

Da haben wohl zuviele Kunden Geld abgehoben, soviel hatten die gerade nicht flüssig.

Marty
 
Jetzt hat es mit Washington Mutual die grösste amerikanische Sparkasse erwischt. Ein weiterer Schritt also.

Da haben wohl zuviele Kunden Geld abgehoben, soviel hatten die gerade nicht flüssig.

Also lt. Spiegel war der Kurs der Bank schon seit längerer Zeit im Abwärtstrend.
Als Gründe werden auch hier wieder die fehlenden Bonitätsprüfungen bei der Kreditvergabe von Immobilienkrediten.

Wenn ich mir überlege, wie die Bonitätsprüfungen hier in Deutschland aussehen (zumindest, die, die man als Kreditnehmer mitbekommt) muss es in der amerikanischen Bankenwirtschaft zugegangen sein wie im Irrenhaus. :ugly:
 
Bei dieser Finanzkrise liegt so Einiges im Argen.

Alleine schon wenn man darüber nachdenkt wie hoch die Summe der faulen Kredite ist, muss einem schon schwindelig werden. Da es keiner genau sagen kann, schätze ich die Summe mal auf 1.000.000.000.000 US-Dollar und das alleine durch Suprime-Kredite. Das macht ca. 3.000 US-Dollar pro Amerikaner und das sind nur die faulen Kredite. Da kann man sich nur an den Kopf fassen wie solch eine hohe Summe zustande kommen konnte.

Der nächste Punkt und das ist wohl, was uns alle am meisten aufregt ist, dass die Vermittler, Banken, Versicherungen & Co sich in den letzten Jahren schön die Provisionen eingestrichen haben und genau diese Provisionen werden jetzt nachträglich durch die Steuerzahler beglichen. Das ist die größte Sauerei an der ganzen Geschichte. Aber mit Sichehreit nicht die Einzige.

Warum hat ausgerechnet das Platzen dieser Blase so schlimme Auswirkungen? Warum waren weltweit so viele Finanziers in diesem Bereich investiert? Konnten so viele Leute die Risiken nicht abschätzen? Wurde das Risiko bewußt in Kauf genommen? Dieser Part wird zumindest teilweise etwas für die Verschwörungstheoretiker sein.;)

Eine weitere Frage ist aber noch offen: Warum senkt die FED nicht die Zinsen? Das wäre ein effektiver Schritt zu mehr Liquidität im Markt und vor allem auch zur Erleichterung der Zinstilgung der Schulder, wodurch weniger Kredite faul würden und so die Krise eingedämmt würde. Ist das Entgegenwirken zur Inflation so wichtig?

Wir können nur hoffen, dass diese Suprime-Krise nicht zu einer neuen Weltwirtschaftskrise führen wird.
 
Warum waren weltweit so viele Finanziers in diesem Bereich investiert? Konnten so viele Leute die Risiken nicht abschätzen? Wurde das Risiko bewußt in Kauf genommen?
Natürlich waren fast alle dort investiert, alle kannten das Risiko und alle haben es bewusst in Kauf genommen!

Banken sind fast ausnahmslos Aktiengesellschaften und müssen um Aktionäre werben. Dafür müssen sie eine hohe Rendite erzielen. Wenn am Markt aber Hypothekenkredite nur 4% kosten und die Marge bei 0,5% liegt, dann sieht das natürlich nicht so toll aus.

Da kauft man lieber faule Kredite zu 30% der Summe und hofft, das alle Schuldner doch noch bezahlen können oder man zumindest aus der Verwertung deutlich mehr rausholt... Heuschreckendasein eben.

Marty
 
Eine weitere Frage ist aber noch offen: Warum senkt die FED nicht die Zinsen? Das wäre ein effektiver Schritt zu mehr Liquidität im Markt und vor allem auch zur Erleichterung der Zinstilgung der Schulder, wodurch weniger Kredite faul würden und so die Krise eingedämmt würde. Ist das Entgegenwirken zur Inflation so wichtig?

Leider scheint es doch ziemlich wichtig zu sein, die Inflation gering zu halten. Steigt die Inflation, sinkt das reale Vermögen, was ja die Definition von Inflation ist. Bei sinkendem Realvermögen läßt die Kaufkraft nach. Dazu kommen globale Geschichten, wie das US-Außenbilanzdefizit. Jahrelang hat sich Amiland sein Wirtschaftswachstum finanzieren lassen durch den Zufluss von Geld aus dem Ausland. Während Waren eingeführt wurden und dem weniger Ausfuhren gegenüberstanden "blutete" das Land aus: ist ja klar, wenn ich permanent mehr einkaufe als ich verdiene, bin ich irgendwann pleite. Da läuft im Prinzip auf staatlicher Ebene auch so ein Kreditkreislauf: Das Geld was mir fehlt muss ich irgendwoher nehmen: von weltweiten Kapitalanlegern. Die bringen aber nur Geld, wenn sie dafür einen höheren Zins bekommen als anderswo. Dafür müßen die Leitzinsen international wettbewerbsfähig sein. Ein senken der Zinsen ermöglicht zwar Wirtschaftswachstum, entzieht der Nation aber auch internationale Anlagevermögen. Aber ganau dies brauchen die USA um weiterhin ihren Markt aufrecht zu erhalten. Da ist der EURO schon eine gefährliche Währung, denn inzwischen fließt viel Geld hierher, was den Amis fehlt.
 
Das schlimmste sind doch die 2 Gesichter der Banken. Einerseits schimpfen alle, dass der Staat zu viel macht hat und sie mehr freiheiten wollen. Andererseits ist es selbstverständlich, das der Staat dafür gerade stehen muss, wenn man große schice gebaut hat.
Wenn ich mir zB die Gebäude der Lehman-Brothers anschaue, die haben doch Jahrelang auf großem Fuss gelebt. Und alle Manager verdienen ja ihr Gehalt, weil sie so große Experten sind und ohne sie ja alles nicht möglich gewesen wäre. Aber mehr als ihr Gehalt hatten sie wahrscheinlich auch nicht im Kopf...
 
Das schlimmste sind doch die 2 Gesichter der Banken. Einerseits schimpfen alle, dass der Staat zu viel macht hat und sie mehr freiheiten wollen. Andererseits ist es selbstverständlich, das der Staat dafür gerade stehen muss, wenn man große schice gebaut hat.
Wenn ich mir zB die Gebäude der Lehman-Brothers anschaue, die haben doch Jahrelang auf großem Fuss gelebt. Und alle Manager verdienen ja ihr Gehalt, weil sie so große Experten sind und ohne sie ja alles nicht möglich gewesen wäre. Aber mehr als ihr Gehalt hatten sie wahrscheinlich auch nicht im Kopf...

Dem kann ich nichts hinzufügen. Gewinne privatisieren, Schulden und Verluste sozialisieren...

Nur dass zu so einer Kriese mehr als nur paar Manager gebraucht werden. Doch die Hauptschuld halten nat. sie.
 
so einfach ist das aber nicht mit dem sozialisieren der verluste. vielmehr sehe ich das so, dass die hypothekenbanken die kreditpakete zusammen gestellt haben..
kredite die bedient wurden und welche die nicht so gut bedient wurden. dann kam die ratingagentur, die schufa der finazbranche, und bewertete alles hüpsch ordentlich, weil die ratingagenturen auch ja das "brot" der finzbranche essen.
dann fiel so mancher bank noch ein was alles noch so nicht bedient wurde, von den faulen kunden. der auto- möbel- tv-kredit kreditkarten-kedite usw. alles das, was konsumnahe kredite sind, wurden mit eingepackt. jedes portfolio war so verschachtelt und mit gutem rating ausgestattet, dass jede bank das gerne kaufte. das der plunder nichts wert war, merkte man erst dann, als die zahlungen ausblieben und andere banken den plunder nicht mehr als sicherheit für gegenseitige kredite annahmen... dadurch ist die krise entstanden. das der steuerzahler nun dafür haften soll, ist doch verständlich, der hats auch verursacht..indem er über seine verhältnisse gelebt hat und seiner verpflichtung nicht nach kam. die finanzbranche hat ja nichts weiter gemacht als kredite vergeben, so wie sie es immer schon getan hatte. nur das es immer windige manager gibt, die aus sch.. noch bonbons machen8)
 
[...] das der steuerzahler nun dafür haften soll, ist doch verständlich, der hats auch verursacht..indem er über seine verhältnisse gelebt hat und seiner verpflichtung nicht nach kam. die finanzbranche hat ja nichts weiter gemacht als kredite vergeben, so wie sie es immer schon getan hatte. nur das es immer windige manager gibt, die aus sch.. noch bonbons machen8)
Na das ist ja auch mal ein witziger Standpunkt :LOL:

Also nochmal, damit ich es verstehe: Ich hafte jetzt dafür, dass die Banken nicht in der Lage waren, ihren Job zu machen. Ihr Job ist es, Risiken bei der Kreditvergabe abzuwägen, Bonitätsprüfungen und Liquiditätsprüfungen. Und ich hafte für meinen Nachbarn, der einen Kredit trotz besseren Wissens aufgenommen hatte, keinerlei Sicherheiten zu besitzen. Und das ist "verständlich"?

Die Finanzbranche hat sicherlich schon immer Kredite vergeben. Das sind ja auch die größten Parasiten der Welt, schlimmer als das Quadrat aller Arbeitslosen zusammen. Denn die verleihen die gespeicherte Arbeitskraft anderer Menschen um sich selbst zu bereichern. Das ist Parasitismus in seiner Reinstform. Aber wie diese Krise zeigt, tun sie das auch noch mit einem derart hohen Riskio, dass einem schwindlig wird. Das ist nicht mehr rücksichtslos oder dreist, das ist kriminell. Vielleicht nicht "kriminell" nach dem Gesetzbuch, aber das Gesetzbuch ist ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Die Leute gehören geteert und gefedert und durch die Straßen der Welt gejagt. Stattdessen findet man sie ab und wir, deren Geld sie verzockt haben, zahlen nun nochmal die Zeche.

Achja, ich bin definitiv in der falschen Branche tätig. Ist echt für den Arsch, wenn man für seine Verluste selbst gerade stehen muss...

Gruß,
Photon